Die fünf größten Vorurteile über E-Flotten – und wie die Realität aussieht

Wie jede technische Innovation, hat auch die Elektrifizierung der Mobilität mit Voreingenommenheit, Vorurteilen und glatten Mythen zu kämpfen. Ob Industrialisierung, die Entwicklung des Massentransports oder die digitale Revolution: Wäre es immer nur nach den Kritiker:innen und Skeptiker:innen gegangen, würden wir wohl heute noch in Ochsenkarren herum holpern und mit Rechenschiebern kalkulieren.

Im Fall der E-Mobilität stellen sich manche Vorurteile als Mythen ohne Faktenbasis heraus. Andere Vorurteile, die sich zu Beginn der E-Mobilität gebildet haben, sind überholt und bereits durch neue Entwicklungen und Technologien abgelöst.

Höchste Zeit also, die hartnäckigsten Vorurteile & Mythen über E-Fahrzeuge und E-Flotten zu beerdigen – und somit Zeit für einen Realitätscheck. Hier sind sie, die fünf größten Vorurteile über E-Flotten – und wie die Realität aussieht.

Vorurteil Nr. 1: Die Reichweite von E-Autos ist viel zu gering

Entgegengesetzt der Vorurteile, steigt die die Reichweite der Elektrofahrzeuge kontinuierlich. Aktuell variiert sie – je nach Batterie-Hersteller – zwischen 160 km bis 650 km bei einer vollen Batterie-Ladung. Die EV-Reichweite hängt natürlich auch von Faktoren wie Fahrstil, Temperatur und Wetterbedingungen oder dem Verschleiß der Materialien ab. Aber das ist bei Verbrenner-Motoren (ICE) nicht anders.

Hier ist eine interessante Erkenntnis, die für Betreiber:innen von E-Flotten von besonderem Interesse ist: Die ursprünglich angenommene Anforderung an die EV-Reichweite wird oft überschätzt. Das heißt: viele Flottenfahrzeuge sind oft schneller im Depot zurück, als angenommen ­– manche mit noch übriger Batterieladung. Das macht die akkurate Berechnung der Strecken zur essentiellen und wirtschaftlichen Überlegung.

Und das ist ein sehr guter Grund, zu Beginn der EV-Transformation Ihrer Flotte eine eingehende Analyse zu machen. Auf alle Fälle sind die Aussichten, mit der EV-Reichweite von 2022 im Niemandsland zu stranden, sehr unwahrscheinlich. Reichweitenangst, Adieu!

Vorurteil Nr. 2: Das Laden ist viel zu zeitaufwendig

Wie bei der Angst um die Reichweite, hält sich auch das Vorurteil langer Ladezeiten hartnäckig. Glaubt man den Mythen, dann fahren E-Autos nicht sehr weit und laden viel zu lange. Hier noch einmal die Frage: Wie oft sehen wir verzweifelte E-Fahrzeug-Fahrer:innen mit leeren Batterien am Straßenrand stehen?

Die Ladezeiten hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Batterie-Kapazität, Lade-Typ, Lade-Infrastruktur, Leistungsfähigkeit des Stromnetzes, tatsächlicher Bedarf und mehr. Beim Umstellen der Flotten auf EV ist es wichtig, eine sorgfältige, realistische und datenbasierte Analyse des Bedarfs und der tatsächlich notwendigen Lade-Infrastruktur durchzuführen. Hier kommt übrigens das PANION EV Transition Tool und die PANION Charge Planning Software in Spiel.

Bei den Ladestationen wird grundsätzlich zwischen AC-Ladestationen (Wechselstrom) und DC-Ladestationen (Gleichstrom) unterschieden:

  • Mit Wechselstrom (AC) werden Elektroautos im privaten oder stationären Bereich, an Wallboxen und an normalen, öffentlichen 230-V-Ladesäulen geladen.
  • Ladestationen für E-Autos, die Gleichstrom (DC) einspeisen, heißen Schnellladestationen. Bei ihnen wird der Wechselstrom (AC) über einen Gleichrichter in Gleichstrom (DC) umgewandelt.

 

Beim DC-Laden können so weitaus höhere Ladeleistungen als die üblichen 22 kW beim AC-Laden erreicht werden. Da diese Schnellladestationen aber mit höheren Kosten verbunden sind, könnten diese nur für Langstrecken auf Autobahnen interessant sein. Für den Alltag der meisten E-Flotten, wo Fahrzeuge oft mindestens 20 Minuten stehen, ist das AC-Laden mit Wechselstrom völlig ausreichend. Höchstwahrscheinlich wird eine Kombination aus Gleichstrom-Schnellladung (DC) am Tag (bei Bedarf) und langsamerer Wechselstrom-Ladung (AC) in der Nacht zur Norm für kommerzielle E-Flotten werden.

Wie lange der Ladevorgang eines E-Fahrzeugs an einer Ladesäule dauert, hängt auch von der Leistung der Ladestation ab. Bei einer Batterie mit einer Leistung von 58 kWh und einer Aufladung von bis zu 80 Prozent beträgt die Ladegeschwindigkeit an Ladesäulen, Wallboxen und Haushaltsteckdosen zwischen ein paar Minuten und 10 Stunden. Je höher die Ladeleistung, desto schneller ist der Ladevorgang abgeschlossen. Mit kurzen Ladestopps, „top-up“-Charging genannt, lässt sich zum Beispiel schnell zusätzliche Reichweite in Höhe von 80 km bis 100 km hinzufügen.

Stand April 2022 sind bei der Bundesnetzagentur in Deutschland insgesamt 48.225 öffentliche Normalladepunkte und 8.401 Schnellladepunkte gemeldet. Es ist wichtig zu wissen, dass viele E-Autos über ihren Bord-Computer auf einer Karte ganz einfach die nächste Ladestation finden können. Darüber hinaus scheint der Trend bei den Fuhrparks dahin zu gehen, dass die Unternehmen ihre eigenen Ladestationen in den Depots installieren.

Vorurteil Nr. 3: Die generelle Stromversorgung reicht für E-Mobilität nicht aus

Das Fraunhofer Institut hat nachgerechnet, dass durchschnittlich nur 30 Prozent der E-Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden. In den meisten Fällen werden die Autos über Nacht geladen. Dann steht zum Aufladen der Akkus deutlich mehr Zeit zur Verfügung, als effektiv gebraucht wird.

Wären beispielsweise alle 45 Millionen Pkw in Deutschland E-Fahrzeuge, stiege die Stromnachfrage nur um circa 20 Prozent auf 100 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr. Natürlich ist es wichtig, dass der Anteil erneuerbarer Energien steigt, um die Netze zu stärken und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – aber das ist nicht das eigentliche Problem, denn bisher sind wir hier auf dem richtigen Weg.

Es geht darum, den Strombedarf für die Mobilität mit „intelligenten“ Netzen zu steuern. Deshalb berücksichtigen die Netzbetreiber wiederkehrende Ladespitzen und entwickeln Konzepte, um den Bedarf der E-Mobilität langfristig zu decken. Eines ist sicher: Mit intelligenten Netzen und smarten Ladestationen wird der Strom für die E-Mobilität optimal verteilt werden.

Vorurteil Nr. 4: Elektromobilität? Das ist viel zu teuer!

Aktuell sind die Anschaffungskosten für E-Fahrzeuge höher als für Verbrenner. Aber stellt man eine Gesamtbetrachtung an, kann ein E-Fahrzeug unter dem Strich billiger sein.

Mittelfristig wird sich eine E-Flotte auf Ihre Gesamtbetriebskosten (TCO) erheblich auszahlen. Staatliche Subventionen (die in Deutschland ab Ende 2022 neu geregelt werden), Steuererleichterungen, Betriebskosten und natürlich die Energiekosten sollen den Kauf von E-Fahrzeugen fördern.

Hier ein Beispiel aus Deutschland: Der staatliche Zuschuss wird beim Kauf eines vollelektrischen Fahrzeugs (BEV) ab 2023 €4.000 betragen, und €3.000 für 2024 und 2025. Dazu kommt, dass für neuzugelassene E-Autos bis Ende 2030 keine Kfz-Steuer berechnet wird.

Auch bei den Energiekosten sieht es gut aus: Im Durchschnitt braucht ein E-Fahrzeug auf 100 km ca. 15 kWh Energie. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde macht das rund €4,50. Ein Benziner dagegen benötigt auf 100 Kilometern ca. 5,5 Liter. Daraus ergeben sich Spritkosten von ca. €8,25. Das sind rund 50 Prozent weniger für den Betrieb eines Elektrofahrzeugs.

Insgesamt kann die Durchführung einer sorgfältigen, datenbasierten Analyse kombiniert mit einer ganzheitlichen Beratung ein genaueres Bild einer erfolgreichen und nachhaltigen Umstellung der E-Fahrzeugflotte zeichnen.

Vorurteil Nr. 5: Eine E-Flotte gefährdet mein operatives Geschäft

Das Zusammenspiel von (Kosten-)Effizienz und Nachhaltigkeit funktioniert nicht nur, sondern optimiert auch den Betrieb und die Geschäftskontinuität in großem Umfang. E-Flotten sind daher ein klares Best-Case-Szenario für das Klima und die Nachhaltigkeit des Unternehmens.

Unsere PANION Software bietet ein dreiteiliges Modell für Ihre Flottenumstellung, für transparente und unabhängige Entscheidungshilfen und datengestützte Analysen. Die drei Säulen dieses Modells sind die Flotten- und Infrastrukturanalyse (PANION EV Transition), die Optimierung des Ladebetriebs (PANION Charge Planning) und die ganzheitliche, kundenerfolgsorientierte Beratung. Im Vorfeld durchgeführt, ergibt sich ein realistisches Bild aller Bereiche und die damit verbundenen Aufgaben sowie der zu erwartenden Kosten und Budget-Erfüllung. Und der gesamte Prozess ist von Anfang an transparent.

Das Vorurteil, dass die Transformation in eine E-Flotte den Betriebsablauf stört, ist schlichtweg unbegründet, wenn sie richtig gemacht wird. Neben einem erheblichen Imagegewinn im Sinne der Klimanachhaltigkeit kann eine E-Flotte (und natürlich auch eine Mischflotte) schon heute wirtschaftlich und effizient betrieben werden

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